RESEARCH – die Gesetze der kleinen Zahlen
Aus der Perspektive der Studien & klinische Forschung
Akademische Forschung benötigt staatliche Unterstützung, um als Plattform für innovative Methoden zu fungieren
Ein Interview mit Prof. Dr. Hermann Haller
Professor Dr. Hermann Haller ist Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er ist außerdem Präsident des Mount Desert Island Biological Laboratory in Bar Harbor, Maine, USA. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Pathogenese und den Folgen des Bluthochdrucks, der Diabetischen Nephropathie, der Nierentransplantation sowie der Endothelzellfunktion bei Nieren- und Gefäßerkrankungen und der Signaltransduktion.
„Wir brauchen klare Anreizsysteme für die Entwicklung innovativer Diagnostik. Ohne eine ausgefeilte Diagnostik kommen wir bei seltenen Krankheiten nicht weiter. Dazu zählt auch der Einsatz Künstlicher Intelligenz.“
Er hat sowohl in Deutschland als auch in China Studienzentren aufgebaut und leitet diese bis heute. Seine Arbeit wurde international mehrfach durch wissenschaftliche Preise und Auszeichnungen anerkannt und er berät international pharmazeutische und biotechnologische Unternehmen. Außerdem ist er erfahren in der mehrfachen Ausgründung von Biotech-Unternehmen.
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Kernbotschaften
aus dem Interview mit
Prof. Dr. Hermann Haller
Nur langfristige Anreize können das Interesse junger Forscher:innen nachhaltig steigern
Bisherige Initiativen waren erfolgreich, um die Forschung im Bereich seltener Erkrankungen zu fördern. Doch die Anreize müssen langfristig aufrechterhalten werden, damit sich diese Veränderung nachhaltig etabliert. Es ist wichtig, auf der Ebene von Forschung verschiedene Karrierewege zu haben, in denen man konsequent arbeiten kann.
Eine Erkrankung wird interessanter, sobald es eine Therapiestrategie gibt
Die PNH (Paroxysmal Nächtliche Hämoglobinurie) beispielsweise, war eine von diesen seltenen Erkrankungen, die man zwar diagnostizieren konnte, wozu es aber lange keine Therapie und nicht so gute Prognosen gab. Mithilfe der Entwicklung von neuen Medikamenten ist die Erkrankung selbst wieder interessanter geworden. Von dort weitet sich das Spektrum der therapeutischen Möglichkeiten dann aus.
Neue diagnostische Verfahren und KI als Schlüssel
Wir kommen ohne eine ausgefeilte Diagnostik gar nicht weiter bei seltenen Erkrankungen. Auch wenn neue Diagnoseverfahren häufig noch teuer sind, können Sie besonders im Falle von seltenen Erkrankungen Einsatz finden, weil der Leidensdruck doch sehr hoch ist. Bei der Diagnosefindung von seltenen Erkrankungen spielt auch KI zukünftig eine große Rolle.
Zu viel „Me Too“ in der Entwicklung neuer Medikamente
„Thinking outside the box“ findet immer noch zu wenig statt. Es gibt eine starke Tendenz in der Entwicklung neuer Arzneimittel den bereits erfolgreichen Strategien zu folgen. Dann haben wir plötzlich 5 Alternativen auf dem Markt. Wir brauchen mehr Bereitschaft, sich auf neue Gebiete einzulassen.